III.3.  Bergedorf-Stempel auf Schleswig-Holstein Marken

Mit dem Deutsch-Dänischen Krieg endeten 1864 zwar die besonderen vertraglich geregelten Postbeziehungen (Postvertrag vom o1.1o.1857) Bergedorfs mit Dänemark und den bis dato dänischen Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg. Die drei Herzogtümer aber traten in den mit Bergedorf geschlossenen Vertrag ein. Dies bedeutete die Verwendung von Briefmarken Schleswig-Holsteins und – nach der Trennung 1865 – von Marken Schleswigs und Holsteins für Post von Bergedorf in die betreffenden Gebiete. Wirksam wurde dies für Lauenburg und Holstein ab o1.o3. und für Schleswig ab o1.o4.1864. Für Lauenburg, das dann preußisch wurde, galt diese Regelung bis zum o1.o1.1866, für Holstein und Schleswig bis zum Ende des Beiderstädtischen Postamtes.

Bgd - SH1
 SH 1
Bgd - SH2
 SH 2
Bgd - SH4
 SH 4
Bgd - SH9
 SH 9

Bei der nachfolgenden Katalogisierung sind in Klammern die Nummern des MICHEL-Deutschland-Kataloges angegeben.

 

Strichstempel Ortsstempel
GvbGvb
Schleswig  /  1864
SH 11¼ Solivgrün (4)250,-500,-2.000,-3.500,-
Holstein und Lauenburg  /  1864
SH 21¼ Sgrauultramarin (5)400,-800,-2.200,-800,-1.200,-3.800,-
SH 31¼ Sgrauultramarin (6)600,-800,-2.300,-NNNN4.000,-
SH 41¼ Smittelblau / weißrosa (7)250,-400,-2.500,-2.000,-
Schleswig, Holstein und Lauenburg  /  1865
SH 51¼ Solivgrün (9)450,-750,-2.500,-750,-1.000,-3.500,-
SH 61⅓ Slebhaftviolett (10)NN
Schleswig  /  1865-1867
SH 71¼ Srosalila (14)300,-600,-2.200,-650,-1.000,-3.000,-
SH 81¼ S
agraulila (18b)500,-800,-3.000,-
bmittelgrau (18c)400,-750,-2.800,-700,-1.100,-3.000,-
Holstein  /  1865-1866
SH 91¼ Shellbraunpurpur (20)300,-500,-2.000,-650,-1.000,-2.600,-
SH 101¼ Sbräunlichlila (22)380,-800,-2.200,-750,-1.200,-3.500,-

 

Postvorschusssendung

 

SH 3, Postvorschusssendung der Eisenbahn-Zeitung nach Steinhorst im 
Herzogtum Lauenburg vom 18.o6.1864
 

 

 

Die Postvorschusssendung beinhaltet eine Rechnung mit zwei Positionen (siehe Bild unten):
Kosten einer Anzeige über 4 M (Mark) und 10 ß Crt. (Schilling Courant) und eine Position über Postprocura & Freimarken zu 4 ß Crt. Zusammen sind das die auf der Vorderseite ausgefüllten ´Hierauf 4 M und 14 ß Ct. entnommen´.
 
1 M ≘ 16 ß Crt., also entsprechen 4M 10 ß Crt. dem Betrag von 78 ß Crt.
Da 5 ß Crt. ≘ 6 LM (Schilling Lauenburger Münze) entsprechen, wäre der Betrag in Lauenburger Münze bei exakter Umrechnung 93,60.
Diese 0,60 gab es aber nicht, sie wurden in ¾ LM umgerechnet. Die obere Notiz mit blauem Stift ´Auslage 93 ¾´ zeigt diesen Betrag in der Währung des Empfängers der Postvorschusssendung.
48 LM ≘ 1 Thaler, damit ergibt sich der zweite notierte Betrag ´1 [Thaler] 45 ¾´.

Die Postvorschusssendung wurde in Bergedorf beim Postamt aufgegeben, der Absender bekam dort von der Post 4 Mark und 14 Schilling Courant ausgezahlt. Die Post ist mit diesem Betrag in "Auslage" gegangen. Das Risiko, das die Sendung nicht angenommen wurde, lag nicht bei der Post, bei der sie aufgegeben wurde, sondern dort beim verantwortlichen Bediensteten - hier also beim Postmeister Paalzow. Für dieses Risiko wurde die Procura-Gebühr vom Absender bezahlt und diese Gebühr war eine private Einnahme des verantwortlichen Bediensteten (der ja das Risiko trägt).
Eine Postvorschusssendung war insofern eine Kann-Leistung, als der verantwortliche Bedienstete des Aufgabepostamts selbst entscheiden konnte, ob er bei einer Sendung das Risiko übernehmen wollte.

Beides, Porto und Procura-Gebühr hat sich der Absender vom Empfänger bezahlen lassen, er hat den Betrag ja in der Rechnung als eigene Position aufgeführt.
Der Empfänger zahlte für den Brief die notierten 1 Thaler 45 ¾ LM.
Die Lauenburger Post verrechnete den Betrag mit der Post in Bergedorf über die Bücher.

 

 Innenteil

 

Innenteil der Postvorschussendung